Das neue Werkzeug: Warum uns Künstliche Intelligenz nicht ersetzt sondern unterstützt

Man hört das digitale Blätterrauschen des Herbstes 2022 immer noch. Schlag auf Schlag erscheinen seitdem neue KI-Bildgeneratoren, Modelle, Versionen und Apps, die es schneller und einfacher als je zuvor möglich machen, Bilder zu erzeugen und visuelle Zusammenhänge herzustellen.

Es reichen einfache Texteingaben, ja gar wenige Striche einer Skizze, und die Künstliche Intelligenz kümmert sich um den Rest. Bilder zu erschaffen scheint im Jahr 2023 so unkompliziert und schnell zu funktionieren, dass nicht nur Künstler*innen sondern auch große Kreativ- und Werbeagenturen nervös werden. Ist das jetzt das Ende von Kreativität und den Jobs, die darauf aufbauen?

Moment. Noch ist es zu früh, den Photoshop in den Papierkorb zu ziehen und die Kamera wegzuwerfen!

Aber wohin geht die Reise?

Eine Frage, die sicher niemand so genau beantworten kann. Kommt sie wirklich schneller als gedacht, die Kreativität auf Knopfdruck?

Genug gehypt. Machen wir doch mal einen kurzen Halt. Was ist diese Software eigentlich, die wir einfach so als „intelligent“ bezeichnen? Die Programme, die diese KI-Bilder erzeugen, heißen Stable Diffusion, MidJourney, DALL-E, laufen auf dem Rechner zuhause oder in einem Rechenzentrum und werden bereits von Millionen Menschen verwendet. Wird sie die Weltherrschaft übernehmen? Nein, denn…

Bildgeneratoren sind Werkzeuge, die wir geschaffen haben und die auch wir bedienen.

Wenn es um die Generierung von Bildern mit der Hilfe von Künstlicher Intelligenz geht, haben wir Menschen immer noch drei wesentliche Schalthebel in der Hand:

  • Bildquellen: Es sind wir Menschen, die beim Trainieren dieser Modelle bestimmen, welche Begriffe zu welchen Bildern gehören. Wie jede andere Künstliche Intelligenz braucht auch diese ein Vorwissen, das von Menschen zunächst geschaffen und dann ausgewählt wird. Sind in den Bildquellen deutlich mehr verzerrte Bilder von Frauen oder weißen Männern enthalten, wird die KI nicht so „intelligent“ sein und dieses Bias geradebügeln. Das müssen schon wir Menschen machen.
  • Arbeitsauftrag: Es sind wir Menschen, die das KI-Werkzeug nutzen und in Text und Bild Befehle erteilen, was zumindest ungefähr am anderen Ende herauskommen soll. Nur nach einer Eingabe kommt auch eine Ausgabe. Wie bei jedem Werkzeug müssen wir lernen, damit umzugehen. Übung macht die Meister*innen, sozusagen.
  • Weiternutzung: Und schließlich sind es auch wir Menschen, die entscheiden, was mit dem erzeugen Bild passiert. Sind wir mit dem Ergebnis zufrieden oder nicht? Welches Bild davon verwenden wir weiter, teilen oder verkaufen es? Welche Rechte haben wir dabei eigentlich verletzt oder hat uns das Bild nur inspiriert, um den eigenen Weg weiter zu verfolgen?

Nicht besser als eine Kuh?

Bildgeneratoren sind eigentlich nichts anderes als Wiederkäuer. Wie Kühe, Schafe oder Ziegen schlucken sie zunächst ihr Futter, um es dann erneut hochzuwürgen, erneut zu kauen und wieder zu verdauen. Aber ist das gut für unsere Kreativität? Oder betreten wir da nicht eher eine Einbahnstraße?

Die Künstliche Intelligenz kann sich keine originellen neuen Verbindungen ausdenken, sondern baut nur auf Zusammenhänge auf, die sie bereits zuvor gesehen hat.

Hier liegt der klare Vorteil des Menschen, der – nehmen wir einmal an – über eine unendliche Bandbreite an Fantasie verfügt und grundsätzlich in der Lage sein sollte, neue originelle Verbindungen und Ideen zu schaffen, die es zuvor noch nicht gegeben hat.

Unsere Kreativität bleibt ein unverzichtbares Merkmal, das nur menschliche Intelligenz bieten kann und das wird weiterhin von unschätzbarem Wert sein.

Im Wechselspiel mit der Inspiration

Künstliche Intelligenz – hier am Beispiel der Bildgeneratoren – ermöglicht uns eine völlig neue Form, um unsere Inspiration voranzutreiben: Wir spielen den ersten Ball, die KI antwortet. Wir reagieren darauf und spielen den zweiten Ball, die KI antwortet.

Wer schon einmal Bilder mit einer künstlichen Intelligenz erzeugt hat, wird sehen, wir faszinierend es ist, wenn in diesen Schritten ein „gemeinsames“ Bild entsteht. Das kann ein großes Bild sein, oder es kann auch nur ein Detail im Bild sein. Nicht selten kommt es vor, dass das Ergebnis dieser Bildberechnung aus vorhandenem Bildmaterial – und viel mehr ist es auch nicht – verworfen wird.

Aber, und hier wird es interessant, mittels KI öffnen sich interessante Gedankenpfade. Man wird mit Verbindungen konfrontiert, die man sich vielleicht so nicht im Kopf zusammen gedacht hätte. Kreativität und Inspiration sind immer ein Austausch. Vor allem zwischen uns Menschen – egal, welches Werkzeug wir auch verwenden.

Lernen wir mit KI-Tools umzugehen. Vielleicht ersetzt sie uns nicht, sondern bringt uns einen Schritt weiter.

AImazing.net

Comments

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert