Wanderarchitekt, ein Traumberuf

Noch nie war es so aufregend und einfach, Natur und Architektur miteinander zu verbinden. Ich glaube, ich werde Wanderarchitekt – eine Mischung aus Wanderer und Architekt.

Büroarbeit ist vor allem eines: Stundenlanges Sitzen vor dem Computerbildschirm. Da kann das Home Office noch so schön mit Zimmerpflanzen dekoriert sein, Bildschirm bleibt Bildschirm.

Die Künstliche Intelligenz übernimmt nun immer mehr die Arbeit der Bilderzeugung. Dadurch haben wir jetzt mehr Zeit, uns in der freien Natur aufzuhalten und uns von ihr inspirieren zu lassen.

Zumindest wäre das die Idealvorstellung, oder? Wer das mit diesen Zeilen soeben erschaffene Berufsbild Wanderarchitekt*in ergreifen möchte, geht tagsüber in erholsamen Wäldern mit der Kamera spazieren, macht Fotos von Baumstümpfen und Steinen.

Abends zuhause angekommen, werden die Bilder auf den Computer überspielt. Nach ein paar Einstellungen übernimmt die KI-Software die weiteren Aufgaben und berechnet aus den Fotos moderne Gebäudevisualisierungen für das nächste Bauprojekt.

Der Selbstversuch in der Natur

Das ist natürlich alles etwas überspitzt, oder vielleicht nicht? Dass das bereits technisch schon in erstaunlichen Ansätzen funktioniert, zeigt ein Selbstversuch im Jahr 2023.

Es ist kein Regentag, der nächste Wald nur eine kurze Fahrt von zuhause entfernt. Keine anderen Wanderer*innen weit und breit, nur ich und meine Kamera. Die Blicke schweifen diesmal nicht in die Ferne, es geht mir heute um die Details. Um Baumstümpfe, um Äste, um Steinhaufen.

So ähnlich all diese Strukturen und Formen der Natur am Anfang erscheinen, so interessant werden sie, wenn man sich länger mit ihnen beschäftigt, sich ihnen annähert und mit der Kamera einen perfekten Ausschnitt sucht. Das können doch alles Wohngebäude für Menschen sein, oder etwa nicht?

Vom Foto zum Rendering

Warum neue Formen schaffen, wenn viele organische Bauten bereits in der Natur vorhanden sind? Grundlage für eine*n Wanderarchitekt*in sind Fotos, die mit einer generativen Künstlichen Intelligenz, wie es zum Beispiel Stable Diffusion ist, in ein anderes Bild verwandelt werden.

Bei der Umwandlung von einem echten Foto in ein fiktives Foto ist ein wesentlicher Zwischenschritt die Erstellung eines 3-D-Tiefenmodells. Dieses Modell beschreibt mit seinen unterschiedlichen Grautönen die räumliche Tiefe des Bildes und bildet die Grundlage für die nachfolgenden Berechnungen.

Um ein solches Tiefenmodell zu erstellen, gibt es verschiedene Methoden und Technologien. Eine davon ist bereits in Stable Diffusion integriert. Wer das Modul ControlNet nutzt und den dazugehörigen „Depth“-Preprocessor aktiviert, kann aus der zweidimensionalen Fotografie die räumlichen Informationen extrahieren und gewinnt dabei das für diese Methode notwendige Tiefenmodell.

Vom Baumstumpf zum Wohnhaus

In Verbindung mit einem guten Prompt – also der Textbeschreibung des zu erzeugenden Bildes – können mit diesem Tiefenmodell als Ausgangsbasis unterschiedliche Variationen von Gebäuden entstehen. Bei diesen Bildern wurde zum Beispiel folgender positiver Prompt verwendet:

futuristic residential complex with white walls, natural meadow in the foreground, coniferous forest in the background, natural light, photography

Ist das nicht faszinierend? Natürlich übernimmt das Programm keine statischen Berechnungen, achtet auf Rohstoffpreise und zeichnet keine millimetergenauen Baupläne. Aber diese Methode hilft vielleicht beim Überwinden von Denkblokaden oder beim Betreten neuer Verbindungen, die man vielleicht nicht so schnell selbst entdeckt hätte.

Das alles funktioniert natürlich nicht nur mit Holz, sondern auch mit Steinen, oder mit anderen Strukturen und Materialien, wie sie in der Natur zu finden sind. Wer den Prompt ändert, setzt das Haus ohne viel Aufwand in eine andere Umgebung. Wie wäre es, sich das Haus bei Nacht oder bei Sonnenaufgang anzusehen? Oder passt doch eher eine weiße Fassade besser statt einer hell erleuchteten Fensterfront?

Eine architektonische visuelle Expedition

Fantasie und Kreativität vorausgesetzt, verwandelt sich so der Ausflug in der Natur in eine architektonische visuelle Expedition. Natürlich gibt es das alles, die Natur als Vorbild, schon länger. In der Architektur richtet sich der Blick zum Beispiel immer wieder auf die Bionik, um die Nachhaltigkeit von Gebäuden und anderen Strukturen zu verbessern. Indem natürliche Prinzipien und Systeme genutzt werden, können effektivere und umweltfreundlichere Designs geschaffen werden.

Mit KI-Tools wie diesen ist es jetzt aber möglich, erste Entwürfe oder Ideen nicht am Notizblock ruhen zu lassen, sondern in unglaublicher Geschwindigkeit in fotorealistische Ansichten zu verwandeln. Das händische Skizzieren wird daber aber nicht ersetzt. Das ist ja auch nicht das Ziel. Es geht viel eher um Assistenz.

Renderings, ganz ohne Rendering-Software

Brainstorming, Gedankenexperimente, Ideensammeln. Das sind die vielen Vorteile, wenn Künstliche Intelligenz als Werkzeug zur Bildgenerierung eingesetzt wird. Die visuellen Ergebnisse kommen dabei ganz ohne den Zwischenschritt einer 3D-Rendering-Software aus und erspart – im Idealfall – wertvolle Zeit, die sonst im mühevollen Konstruieren von Quadern und Zylindern aufgebraucht worden wäre.

Das neue Werkzeug bringt neue Möglichkeiten. Eigene Kreativität und Ideen braucht es natürlich immer noch. Nicht jedes erzeugte Bild zeigt ein zufriedenstellendes Ergebnis. Aber vielleicht geben Bilder wie diese Inspiration für etwas Neues, das unser Leben in und mit der Natur verbessern kann. Gutes Gelingen!

AImazing.net

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